Der Herbst (Qiu 秋) schafft durch seine absenkende Wirkung wieder Ausgleich. Nach der Expansion von Frühling und Sommer entsteht wieder eine Bewegung der Kontraktion. Das Schriftzeichen von Herbst秋 zeigt rechts das Feuerradikal und links ein Getreidebüschel. Unter der Einwirkung von Wärme sind die ausgereiften Früchte bereit zur Ernte. Ein Zuviel in der Natur wird durch den Herbst beschnitten, die Bäume lösen sich von ihren Blättern, das Yang verschwindet noch mit einem letzten Aufleuchten (farbige Blätter, goldene Sonnenuntergänge), bevor dass Yin zurück kehrt (Dunkelheit, Kälte).
Der Herbst beginnt Mitte August und endet Mitte November. Es ist die Zeit des Sammelns und des Erntens. Oft verändern sich die klimatischen Bedingungen dramatisch, nach einer späten Hitzeperiode, bei uns „Altweibersommer“ und in China „Herbsttiger“ genannt, setzt die Kälte oft unmittelbar ein und wir sind besonders anfällig für Infekte. Es weht oft auch ein starker Wind und die Luft ist kühl und klar.
Wir sind eingeladen die Energien wieder nach Innen zu kehren und das Welken der Natur auch in uns zu spüren. Durch Einkehr und Ruhe unterstützen wir unsere eigene Ernte aus unseren Erfahrungen und nähren das Yin.
LOSLASSEN - NACH INNEN WENDEN - SINKEN - DESTILLIEREN - ZULASSEN - VERDICHTEN - AUSGLEICHEN - RÜCKKEHR - AKZEPTANZ
Im Su Wen (Klassiker der TCM) steht geschrieben, dass man im Herbst seinen Atem ruhig und friedlich machen soll, um die drängende, nach unten gerichtete Bewegun des jahreszeitlichen Qi zu mildern. Dieser Druck, dieses Senken teilt der Herbst mit der Trauer als innere Jahreszeit. Im Frühling und im Sommer haben innere Vorgänge aufgrund der mehr nach aussen gerichteten Aktivität nicht so viel Beachtung gefunden, jetzt aber treten sie wieder in den Vordergrund als Gefühl der Nostalgie über die Endlichkeit des Lebens. Gefühle von Verlust und Abschiednehmen, die nicht überwunden sind, werden aktiviert. Man zieht sich zusammen wie der Saft im Baum nach innen strömt und besinnt sich auf seine eigenen Wurzeln zurück.
Autumn is a second spring when every leaf is a flower. - Albert Campus